„Ich bin Mama von zwei Kindern. Tilda ist 8 Jahre und Tio sieben.
Ich halte es für ein großes Privileg, dass die beiden auf Sylt aufwachsen dürfen. Ich habe das gleiche Privileg genossen und weiß daher, dass es neben den vielen Vorteilen auch ein paar Nachteile gibt, als Kind hier zu leben.
Eine Sache, die mir als Kind nachteilig erschien war, dass die Eltern wenig Zeit hatten und viel gestresst waren. Ich bin als Einzelkind aufgewachsen und war häufig bei meinen Großeltern. Da es dort kaum andere Kinder gab, war ich meistens allein. So etwas wie die Fun Sport Halle in Wenningstedt oder auch einen Multipark gab es nicht.
Meine Kinder haben schon einmal den Vorteil, dass sie zu zweit sind. Außerdem haben wir tolle Sportvereine, in denen sich Kinder heute begegnen können plus die besagte Fun Sport Halle. In meinen Augen fehlt bisher allerdings ein Platz, an den sie zeitunabhängig und kostenlos kommen können, um Gleichgesinnte zu treffen. Natürlich nicht, um sie dorthin „abzuschieben“. Aber ein Ort, an denen sie gerne gehen, der ihnen Spaß macht und der mir dadurch als Mutter ein bisschen mehr Zeit und Raum zum Atmen gibt. Ganz egal ob ich mitkomme und am Rand mit anderen Eltern sitze und klöne oder ob ich kurz zum Einkaufen fahren kann, ohne das die Kinder mit müssen. Das hat so viele Vorteile.
So ein Platz kann der Multipark sein. Ich stelle mir vor, dass die Kinder dahin gehen und ihre Freunde treffen. Mit Freunden meine ich zum einen natürlich die, die sie bereits haben- aber sie können auch neue Freunde treffen. Die Brücke ist so leicht über das gemeinsame Hobby. Ich stell mir außerdem vor, dass die Kinder voneinander lernen und profitieren. Vielleicht haben die Älteren Lust, den Jüngeren mal etwas zu zeigen. Aber auch wenn nicht können sich die Jüngeren bestimmt viel abgucken.
Beide meine Kinder skaten gerne- was vor allem der Tatsache geschuldet ist, dass Angelo den Kids Skate-Unterricht gibt und auch sonst ab und an vorbei kommt, sich die Kids schnappt und mit ihnen zum Skaten fährt.
Ich mag die Vorstellung, dass die Jugend der Insel durch so einen Ort weiter zusammenwächst. Das ist nämlich ein Vorteil dieser Insel. Dass man sich kennt. Mindestens vom Sehen. Natürlich kann das auch ein Nachteil sein, aber ich habe es immer als schön empfunden, eine Gemeinschaft zu haben. Meine Kinder gehen auf die dänische Schule und wir leben in Hörnum. Da ist es umso wichtiger einen Ort zu haben, an dem man auch andere Kinder aus anderen Schulen oder Orten trifft. Irgendwie etwas geschlossenes und inneres, aber doch inselweites, das sich abgrenzt gegenüber dem Wahnsinn, dem Lärm und dem Trubel auf der Insel. In meinen Augen hatten das die Surfer immer schon.
Und das ist noch ein Vorteil des Multiparks: natürlich dürfen und sollen auch Gäste kommen. Als ich hier aufgewachsen bin, gab es bei uns Kindern immer viel Groll und Wut den Touristen gegenüber. Weil alles voll war und die Eltern keine Zeit hatten und wir das Gefühl hatten, dass „die“ in unsere Zuhause einfallen. Aber wenn ich jetzt darüber nachdenke, gab es auch keine Begegnungen. Es waren immer „die Touris“ über die man sich geärgert hat, mit denen man aber überhaupt nicht gesprochen hat.
Aber gerade dieser Sport, der von viel Respekt gegenüber den anderen geprägt ist, kann dafür sorgen, dass Einheimische und Gäste sich auf Augenhöhe begegnen und ungezwungen ein paar schöne Stunden miteinander verbringen können. Ich kann es kaum erwarten.“
Jasmina Ben-Slimane, Insulanerin